People | 15.04.2021
Zwei aus einem Guss
Das tollste Produkt nützt gar nichts, wenn man nicht die Fähigkeit hat, es unter die Leut’ zu bringen.“ Das dachte sich auch Thomas Schipflinger, als er im Radio hörte, dass die Weltcuprennen nach Saalbach Hinterglemm verlegt wurden: „Da hab’ ich gleich den Zuständigen angerufen, ihm am nächsten Tag einen Entwurf geschickt, und zwei Wochen später war alles umgesetzt.“ Dank seines Tatendrangs freuten sich die Sieger in Saalbach über einen Schneekristall aus dem Hause Schipflinger. „Was die Gams in Kitz ist, ist da der Schneekristall“, schwärmt der rührige Chef des Kunstguss-Familienunternehmens im Pinzgauer Maishofen nahe Zell am See. Ein Blick auf die Homepage zeigt nicht nur die großartige Produktpalette, sondern auch die erfolgversprechende Philosophie: „Tradition ist, von der Vergangenheit zu lernen, um in der Zukunft bestehen zu können“, steht da nicht nur geschrieben, bei den Schipflingers wird dies authentisch gelebt. Schon von klein auf ist Thomas mit jedem Handgriff in der Werkstatt vertraut und hat auch so manch außergewöhnlichen Auftrag miterlebt: „Ich kann mich noch gut erinnern, als ein Wiener Architekt eine lebensgroße Frauenfigur aus Bronze bestellt hat, die dann nach Seattle überstellt wurde. Nach vier Wochen Arbeitszeit war die 80 Kilo schwere und 180 Zentimeter große Statue fertig für den Versand“, erinnert sich Thomas.

Schicke Schnallen. Auch wenn Vater Franz im Jahr 2017 in Pension gegangen ist, steht er seinem Sohn, der damals die Firma übernommen hat, stets zur Seite. „Ich schätze seinen Ehrgeiz, seinen Fleiß, seine Erfahrung und sein Durchhaltevermögen sehr. Kommen mir bei gewissen Projekten Zweifel, findet er immer eine gute Lösung“, lobt Thomas seinen Vater Franz. Gut beschürzt und bestens behütet schützen Stiefel, Helm und Handschuhe die beiden, wenn sie in der Werkstatt Feuer und Flamme für ihre Arbeit sind. Hochkonzentriert, akkurat und mit viel Fingerspitzengefühl hantieren sie mit den heißen Metallen, erhitzen Bronze, Messing und Aluminium im Schmelz- ofen bis auf 1.200 Grad, um diese dann in die jeweiligen Formen zu gießen. Was dabei herauskommt, sind coole Güsse aus Meisterhand und außergewöhnliche Unikate, die diesem alten Handwerk formvollendet huldigen. Der Dorfbrunnen in Lofer und der Salzburger Sportpreis „Leonidas“ sind nur einige der grandiosen Werke aus der Maishofner Werkstatt. „Unsere Kunstgießerei ist eine der letzten ihrer Art im ganzen Land“, sagt Thomas, während er eine einzigartige Produktlinie zeigt, die ihresgleichen sucht. Schicke Schnallen zieren lässige Gürtel aus Rindsleder in vielen Formen und mit kreativen Aufdrucken. Mit dieser stylischen Idee kommt der Jungunternehmer neben seinen traditionellen Güssen wie Schlüsselanhänger, Skulpturen, Schilder, Büsten, Figuren, Pferdegeschirr und Wappen nun erfolgreich in der Welt der Mode an.
Tolle Trophäen. Zurück beim Sport stehen die Schipflinger Schöpfungen prominent positioniert und perfekt im Bild: „ Bei den Damenrennen in Zauchensee sieht man unsere Trophäen direkt beim Starthaus. Jedes Mal, wenn eine Athletin losfährt, schwenkt die Kamera dorthin. Ein paar Tage vor dem Rennen war der Preis noch bei uns in der Werkstatt“, freut sich Thomas über die mediale Präsenz. Dass die Berühmtheit seiner Produkte stetig voranschreitet, zeigt der „Walk of fame“ in Maria Alm: „Dort ist ein kleines Skigebiet, das die Weltelite im Winter, vor dem Hahnenkammrennen, zum Trainieren nutzt. Auch Stars wie Lindsay Vonn und Axel Lund Svindal waren vorort. Der Liftbetreiber ließ von allen die Hände in orthopädischem Schaum abdrucken. Wir haben das Ganze dann in Messing gegossen. So ist ein Weg entstanden, der vom Ortszentrum bis zum Gasthof Hinterreit führt“, erzählt Dreifachpapa Thomas, während Klein Franz, benannt nach dem Opa, vor der Werkstatt seine Runden dreht. Wer weiß, vielleicht steht da schon die nächste Kunstguss-Generation in den Startlöchern.